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Gemeinde Mariä Himmelfahrt hat mit einer Andacht und einem Gottesdienst des Gellenbecker Märtyers gedacht

Erst Ende August wurde das 2022 abgerissene und neugebaute Gustav-Görsmann-Haus eröffnet. Sein Namenpatron war Pfarrer in Gellenbeck und starb 1942 im KZ Dachau. Im September feierte der Kapellenverein zu den Sieben Schmerzen Mariens den 150. Geburtstag des Märtyrers mit einer Andacht und einem Gottesdienst. 

Mehrere Orte in Gellenbeck erinnern an den mutigen Pfarrer. So ist vor dem Westportal der Kirche Mariä Himmelfahrt ein Stolperstein mit dem Namen des Pfarrers zu finden. Eingelassen in den Boden hat ihn Künstler Gunter Demnig, der bereits in vielen Orten zahlreiche solcher Steine installiert hat, um mit ihnen an die Opfer des Naziterrors zu erinnern. Nicht zuletzt wurde das Dorfgemeinschaftshaus in Gellenbeck nach dem Pfarrer benannt. Der Altbau war im vergangenen Jahr abgerissen und durch einen in diesem Jahr eröffneten Neubau ersetzt worden.

Ferdinand Friedrich Gustav Görsmann kam am 29. September 1873 als Sohn des Tischlermeisters Conrad Heinrich Görsmann und seiner Frau Maria Catharina in Osnabrück zur Welt. Als 17-Jähriger gab er seiner sterbenden Mutter das Versprechen, Priester zu werden. Nach seinem Abitur am Osnabrücker Gymnasium Carolinum studierte er in Freiburg und Münster Theologie. Anschließend besuchte er das Osnabrücker Priesterseminar und wurde am 25. September 1898 im Dom zum Priester geweiht.

Zunächst arbeitete er als Vikar in Bremen, wo er auch als Gefängnisseelsorger tätig war. Ab 1906 war er Kaplan in Wellingholzhausen und wurde 1915 Pastor in Gellenbeck. Dort war kurz zuvor die neue Gemeinde Mariä Himmelfahrt entstanden, eine Abspaltung der Hagener Martinusgemeinde, mit der eine kleinere Seelsorgeeinheit geschaffen werden sollte. Görsmann war bereits in Gellenbeck tätig, als die Kirche Mariä Himmelfahrt eingeweiht wurde. Nachdem die Gemeinde selbstständig geworden und nicht mehr abhängig von der Martinusgemeinde war, wurde Gustav Görsmann zum Pfarrer ernannt. 

 

 

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Die Kirche Mariä Himmelfahrt war gerade erst gebaut worden, als Gustav Görsmann als Pastor nach Gellenbeck kam. Foto: are

 


Pfarrer mit Kunstverständnis

Gustav Görsmann, dem ein großes Kunstverständnis nachgesagt wird, nahm viel Einfluss auf die Innengestaltung der noch im Rohbau befindlichen Kirche Mariä Himmelfahrt. Ein Gewölbe im nördlichen Seitenschiff soll der künstlerisch begabte Geistliche sogar selbst ausgemalt haben. 

Görsmann prägte zudem das noch junge Gemeindeleben. Messen, Andachten und Prozessionen mussten noch etabliert werden. Zudem gründete er drei Vereine: 1917 die Jungfrauenkongregation, 1922 den Mütterverein und 1919 das Männerapostolat. Zwei weitere Vereine – der Arbeiterverein und die Jungmännerkongregation – konnten dagegen erst nach langem Widerstand des Pfarrers gegründet werden, weil sie ihm nicht fromm genug waren. Sie waren Görsmann vermutlich zu sehr nach außen gerichtet – der Arbeiterverein wegen seiner Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt, die Jungmännerkongregation, weil sie einen Sportverein gründen wollte.

Den Nationalsozialismus lehnte Gustav Görsmann von Anfang an ab. Zwar gab es keine offene Konfrontation mit den Nazis. Doch es gab zahlreiche kleinere Konflikte. So äußerte Görsmann sich in seinen Predigten zum Jahreswechsel kritisch über die Machthaber. Zudem soll vor dem Pfarrhaus nicht der damals übliche Gruß „Heil Hitler“ gestanden haben, sondern ein von Görsmann selbst entworfenes Schild mit der Aufschrift „Dein Gruß sei Grüß Gott“. 

 

 

 

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Ein Stolperstein vor dem Westportal der katholischen Kirche in Gellenbeck erinnert an das Märtyrertum des Pfarrers. Foto: are

 

 

Seelsorgerischer Beistand für Kriegsgefangene

1940 kamen 20 französische Kriegsgefangene nach Natrup-Hagen und arbeiteten dort auf Bauernhöfen und in Handwerksbetrieben. Gustav Görsmann unterhielt sich bei seinen Familienbesuchen mit ihnen auf Französisch. Sein freundlicher Umgang mit ihnen weckte den Argwohn der Nazis.

Gustav Görsmann beantragte beim Wehrkreispfarrer, dass er Gottesdienste mit den französischen Gefangenen abhalten darf. Die Genehmigung wurde ihm Ende August 1940 erteilt. Weil er fest mit der Erlaubnis rechnete, feierte er die ersten Gottesdienste bereits Mitte August. 

Unter anderem die noch nicht genehmigten Messen warfen ihm die NS-Ankläger vor, nachdem er im März 1941 verhaftet worden war. Vorgeworfen wurde ihm zudem, dass er die Gefangenen mit „Meine Brüder“ angesprochen und sich mit ihnen über ihre persönlichen Verhältnisse unterhalten hatte. Im April 1941 wurde Gustav Görsmann zu vier Wochen Haft verurteilt. Zwei Monate später wurde er erneut festgenommen und musste unter anderem bei Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen in Osnabrück helfen. Dieses Mal hatte ihn die Gestapo festgenommen und ihn in die sogenannte Schutzhaft genommen. Damit war Görsmann ohne rechtlichen Schutz dem willkürlichen Terror des NS-Regimes unterworfen.

Seine Familie und auch der Osnabrücker Bischof bemühten sich, ihn vor dem KZ zu bewahren. Doch das gelang nicht. Am 28. September wurde er nach Dachau deportiert. Die Briefe an seine in Köln lebende Schwester zeugen davon, wie brutal das Lagerleben war. „Mir geht es nicht recht gut; ich fühle mich sehr matt und schwach. Die jähen Umschläge des Wetters wirken sehr auf mich. Augenblicklich muss ich viel husten und aushusten“, heißt es etwa in einem Brief aus dem August 1942. Am 1. September war er so schwach, dass er sich krank melden musste. Am 15. September starb Gustav Görsmann an Unterernährung.

Die Urne mit seiner Asche wurde nach Gellenbeck überführt und am 21. Oktober 1942 beigesetzt. An Gustav Görsmanns Beerdigung nahmen zahlreiche Menschen teil – nicht unbeobachtet von der NS-Partei. Denn die Ortsgruppenleiter achteten vom Friedhofseingang aus darauf, dass niemand unter den Gästen war, der in einem Rüstungsbetrieb arbeitete. Auch Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer durften die Schule nicht verlassen und mussten der Bestattung fernbleiben. 

1999 nahm die katholische Kirche den Gellenbecker Pfarrer ins deutsche Märtyrologium des 20. Jahrhunderts auf. Gustav Görsmann gilt seitdem offiziell als Märtyrer. are


(Herzlichen Dank an den Hagener Marktboten für die Bereitstellung dieses Beitrages. Text: Manfred Motzek, Fotos: Anne Reinert)

 

 

 

 

 


 

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